Schön da oben. Über den Wolken. Gefunden habe ich ihn dort nicht, diesen Jesus. Wo ist er denn? Seiner Himmelfahrt gedenken Christen dieses Jahr am 09. Mai beim Fest „Christi Himmelfahrt“.
Moment, das ist doch der Vatertag? Oder ist es der Männertag? Wie dem auch sei, es ist ein christlicher Feiertag. Christi Himmelfahrt wird am vierzigsten Tag im Osterkreis gefeiert, wobei der Ostersonntag als erster Tag gilt. Damit fällt dieser Tag immer auf den Donnerstag. 39 Tage nach dem Ostersonntag. Wie der Ostersonntag, ist Christi Himmelfahrt abhängig vom Frühlingsvollmond und dadurch ein beweglicher Feiertag. Bewegung ist wichtig bei der Himmelfahrt. Wenn Jesus unbeweglich gewesen wäre, hätte der die Erde nicht verlassen an diesem Tag. Oder doch?
„Ist doch ganz einfach! Es ist wie bei einem Aufzug. Unten steigst du ein, drückst auf den Knopf, dann geht die Tür zu und du fährst nach oben.“ Ich finde es immer noch liebenswert, wie mir ein achtjähriger Grundschüler auf seine Weise jenen Festtag erklärt hat. Worum geht es eigentlich? Schauen wir in die Bibel, in das erste Kapitel der Apostelgeschichte:
Wieder einmal berichtete Jesus seinen Gefährten von seinem Vater. Gott hatte ihm die Möglichkeit gegeben, Kranke zu heilen und sogar Tote wieder lebendig zu machen. Wenn und weil wir das nicht verstehen oder erklären können, dürfen wir es als „Wunder“ bezeichnen. Stärke verheißt Jesus auch seinen Jüngern. Durch den Geist Gottes, den Heiligen Geist. Er werde ihnen Kraft schenken, meint Jesus. In Jerusalem sollten sie ihn erwarten. Nachdem sie das Haus verlassen hatten, in dem sie waren, stiegen er und seine Begleiter gemeinsam auf einen kleinen Hügel. Dort segnete Jesus die Seinen und wünschte ihnen Gutes. „Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken. Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, standen zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: ‚Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch fort in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.‘“ (Apg. 1, 9-11). Eine bemerkenswerte Erzählung. Der von den Toten auferstandene Jesus kehrte zu seinem Vater zurück. Christi Himmelfahrt eben.
„Über den Wolken wird die Freiheit wohl grenzenlos sein. Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man, blieben darunter verborgen und dann würde, was uns groß und wichtig erscheint, plötzlich nichtig und klein.“ Reinhard May hat in seinem gleichnamigen Lied 1974 damit einen Akzent gesetzt. Auch nach fünfzig Jahren ist er noch nicht vergessen und ist aktueller denn je. Denn nach echter Freiheit und Ungebundenheit sehnen sich viele. Bloße Oberflächlichkeit, bei der Substanz und Tiefgang fehlen, braucht keiner. Smalltalk und leeres Gerede sind Zeitverschwendung für die meisten. Falsche Prioritäten setzen will ebenfalls niemand. Und jetzt?
Auch nach Christi Himmelfahrt ist die Welt nicht gottverlassen. Jesus setzte sich nicht ab, weil er mit den Seinen nichts mehr zu tun haben wollte und ihrer überdrüssig war. „Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, ich komme zu euch. Nur noch kurze Zeit und die Welt sieht mich nicht mehr. … Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch.“ Was im Johannesevangelium in der Bibel bei Joh. 14, 18-20 zu lesen ist, macht mir Mut: Gott vergisst niemanden. Er ist und bleibt näher als manche meinen und glauben können. Nicht nur an Christi Himmelfahrt, der für viele „Vatertag“ und „Männertag“ ist, den sie so gestalten, wie sie es als für sich passend sehen. Manche gehen an ihm sogar in die Kirche zum Gottesdienst und hören jenen Text von Jesus, der in den Himmel auffährt zurück zu seinem Vater, der ihn dereinst auf die Erde gesandt hatte.
Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger